Unsere Kirchen


Stadtkirche Rauschenberg


Unsere Kirche – mal ganz neu kennen lernen

Wir haben eine wunderbare Kirche, in der es vieles zu entdecken gibt.

Nachdem ich im Herbst 2020 meine Ausbildung zur pädagogischen Kirchenführerin abgeschlossen habe, sind jetzt endlich Kirchenführungen möglich.

 

Ich biete gerne für alle Interessierten, Gruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene) eine Kirchenführung der anderen Art an.

Bitte nehmen Sie mit mir Kontakt auf, um einen Termin zu vereinbaren.

Eva-Maria Klingelhöfer,

pädagogische Kirchenführerin,

Tel. 2522 ( bitte auch den AB nutzen)

 

 


Die Neue Turmtür

 

Neue Tür für den Rauschenberger Kirchturm

 

Wer in den letzten Wochen einmal an der KiTa war, hat es vielleicht schon gesehen: Unser Kirchturm hat zur KiTa hin eine neue Türe bekommen. Nach der Fassadenrenovierung zeichnete sich ab, dass die Türsituation zur Nordseite so nicht bleiben konnte. Das gotische Sandsteinportal mit seinen schönen Beschlägen war weitestgehend versteckt und die seit Jahrzehnten unbenutzte Tür war eigentlich nur noch eine Luke, da der untere Teil vermauert gewesen ist. Bei den Renovierungsarbeiten wurde festgestellt, dass dieser Teil brüchig war. So entschloss man sich, das Mauerwerk zu entnehmen, das Portal in seine ursprüngliche Situation zurückzuversetzen und es mit einer Türblende zu versehen.

 

Dank Werner Hampel und Henning Kaiser, die sehr viel Zeit, Arbeit und Gedanken investiert haben, konnte der Einbau noch vor Winterbeginn erfolgen. Die grüne Farbe bringt das gotische Portal zur Geltung – und im Kirchturm zieht es viel weniger. Da es witterungsbeständig ist, entschieden die Werner Hampel und Henning Kaiser sich für Lärchenholz. Für die Bohlen an der Innenseite konnte altes, abgelagertes Fichtenholz aus dem Kirchturm verwendet werden, das nicht mehr benötigt wurde. Nachdem Maß genommen worden war, begannen die Vorarbeiten: das Holz wurde zugeschnitten, geschliffen, abgerundet und abgerichtet. Nach der Zurichtung erfolgte die weitere Bearbeitung und Ausführung in der Werkstatt von Werner Hampel. In mehren Durchgängen wurde geschliffen und gestrichen. Ende Oktober konnte vor Ort die neue Tür eingesetzt werden. Dafür danken wir im Namen der Kirchengemeinde ganz herzlich für dieses großartige Engagement! Es lohnt sich wirklich: schauen Sie doch bei Gelegenheit einmal am Kirchturm vorbei!

 

Die Glocken

Rauschenberg klingt wie Hachborn

 

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es zwei Kirchen mit gleichem Geläut:

Das Geläut einer jeden Kirche ist ein Unikat, fast jeder Ort besitzt Glocken, ob in einem Kirchturm, der Friedhofskapelle, dem Bürgerhaus oder in einer freistehenden Konstruktion. Man könnte von einer akustischen Ortsidentifikation sprechen, denn jedes Geläut klingt wie es klingt – ob zu Gottesdiensten, als Gebetseinladung, zur Begehung von freudigen oder traurigen Anlässen und vielem mehr.

Im Landkreis Marburg-Biedenkopf gibt es jedoch eine sehr bemerkenswerte Dopplung: Die ev. Stadtkirche in Rauschenberg besitzt eine exakte Kopie des Geläutes der ehem. Klosterkirche (heute ev. Dorfkirche) in Ebsdorfergrund-Hachborn. Doch wie kam es dazu:

Wie bereits im Ersten Weltkrieg, mussten auch in der NS-Zeit sämtliche Bronzeglocken zum kriegsbedingten Einschmelzen abgeliefert werden, auch die Kirchen in Hachborn und Rauschenberg waren davon betroffen. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges war man vielerorts darum bemüht, schnellst möglich die verlorenen Geläute wieder zu ersetzen. Oftmals entschieden sich Gemeinden, die sich keine Bronzeglocken leisten konnten, für kostengünstigere und leider auch klanglich schlechtere und wesentlich kurzlebigere Stahl- oder Eisenhartgussglocken.

Wie Unterlagen des Pfarreiarchivs in Rauschenberg berichten, hatte Hachborn bereits Anfang 1949 vier Stahlglocken des Bochumer Vereins für Gussstahlfabrikation aus Bochum erhalten, die in einer neuartigen Rippe gegossen worden waren und dadurch ein für Stahlglocken ungewöhnlich gutes Klangvolumen besitzen.

In einem Schreiben des Rauschenberger Kirchenvorstandes vom 30.04.1949 an den Bochumer Verein ist zu entnehmen, dass die Vorsteher, die aktuell ein neues Geläut für ihre Stadtkirche planten, durch einen Zeitungsartikel auf das neue Stahlgeläut in Hachborn aufmerksam geworden waren und einen Ortstermin zum Anhören vereinbarten. Man war vom Klang dieser vier Glocken derart begeistert, dass man dem Bochumer Hersteller ein exaktes Abbild in Auftrag gab. So rufen heute von beiden Kirchtürmen je vier voluminös klingende Stahlglocken in den Tönen fis’, a’, h’ und d’’ die Gläubigen in ihre Gotteshäuser. Unter Glockenkennern sind beide stählerne Geläute übrigens sehr geschätzt. Nachfolgend die beiden Geläute im Vergleich (die Größen- und Gewichtsangaben wurden den gesichteten Unterlagen des Pfarreiarchivs Rauschenberg entnommen):

 

Dennis Willershausen, Homberg (Efze), im Juni 2020


Flügelaltar

Ein Kunstwerk in unserer Kirche ist der Flügelaltar. Eigentlich könnte man ihn komplett wie ein Buch von beiden Seiten zusammenklappen, würde nicht eine Seite fehlen. Nach einem Kirchenraub vor etlichen hunderten von Jahren tauchte sie nicht mehr auf. Doch das was geblieben ist, zieht Jahr für Jahr viele Besucher an. Die Predella, also praktisch der Sockel des Altarbildes, ist vollständig erhalten geblieben. Es zeigt die zwölf Apostel. Dazu gibt es jetzt eine Serie von Videos, die die Bildnisse der zwölf Apostel und Ihren Lebensweg näher erklären. Die Erklärungen stammen von Christopher Noll und Tobias Jammerthal.

Freuen sie sich in den folgenden Monaten auf interessante und vielleicht auch überaschende Erklärungen. Den Beginn macht der Apostel Bartholomäus.


Vasa Sacra Rauschenberg-Ernsthausen—im Feiern

über Generationen verbunden

 

In jeder Kirche finden sich die sogenannten Vasa Sacra, die Sakralen Geräte, zu denen insbesondere die Abendmahlsgeräte gehören, also Kelch, Abendmahlsteller oder Patene und ein Gefäß für die Hostien, das Ziborium genannt wird. Ebenso gehören die Taufgeräte wie Taufschale und Taufkanne dazu.

In Rauschenberg und in Ernsthausen werden noch heute einige Geräte verwendet, die schon in Gebrauch waren, lange bevor der Legende nach Martin Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen in Wittenberg an die Tür der Schlosskirche nagelte und bevor 1526/27 die Reformation in Hessen eingeführt wurde. Es handelt sich um zwei Kelche, eine Patene und eine Taufschale. Alle, die in Rauschenberg schon einmal zum Abendmahl gegangen sind, kennen mit Sicherheit die beiden Kelche und den Abendmahlsteller, auf dem die Hostien gereicht werden, wogegen sich vermutlich kaum jemand die bemerkenswerte Ernsthäuser Taufschale schon einmal näher angesehen hat. Diese vier ältesten Vasa Sacra sollen nachstehend einmal näher vorgestellt werden.

Das älteste Stück ist ein Kelch, dessen Unterteil aus Kupfer besteht, das versilbert und anschließend noch vergoldet wurde. Die Kuppa, das ist der obere Teil aus dem getrunken wird, besteht dagegen aus vergoldetem Silber. Auf dem Rand des Fußes steht umlaufend die Inschrift: „+IN. PRINCIPIO. ERAT. VERBVM. ET. VERBVM. ERAT. APVT. DEVM. ET. DEVS. ERAT. VER.“ Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott und Gott war das Wort.

Auf der Oberfläche des Fußes finden sich fünf geprägte Medaillons; vier davon zeigen die Symbole der vier Evangelisten, für Matthäus einen geflügelten Menschen oder Engel, für Markus einen geflügelten Löwen, für Lukas einen geflügelten Stier und für Johannes einen Adler, während auf dem fünften Medaillon eine Kreuzigung dargestellt ist in der Form eines Gabelkreuzes mit Korpus. Die vier Evangelistensymbole finden sich übrigens auch in Resten auf den Enden der Kreuzesbalken beim vormaligen Rauschenberger Altarkreuz, das heute an der Innenwand neben dem Eingang der Stadtkirche hängt, ehemals ein sogenanntes Triumphkreuz.

Der Nodus des Kelches ist auf allen sechs Rotuli, den vorstehenden kurzen Walzen, mit einem Christusmedaillon geziert, das sehr an romanische Buchmalerei erinnert. Der Nodus ist der verdickte Knauf am Schaft eines Kelches. Ursprünglich waren die fünf Medaillons im Fuß und wahrscheinlich auch die sechs am Nodus mit translucidem Email bedeckt, also einer durchsichtigen Emailschicht, die das Silber bläulich durchscheinen ließ. Leider ist die Emaillierung, die im 20. Jahrhundert nur noch in schlecht erhaltenen Resten bestand, bei einer Neuvergoldung um oder nach 1960 verloren gegangen. Dieser Kelch ist so alt wie der älteste Teil der Rauschenberger Kirche und entstammt dem 13. Jahrhundert. Sicherlich alle in Rauschenberg amtierenden Geistlichen seit dem im Jahre 1274 erstmals genannten Plebanus Heinrich1) bis zu unserem heutigen Pfarrer Christopher Noll haben diesen Kelch benutzt und in Händen gehalten, wohl aber mit Ausnahme der Pfarrer der von 1680 bis 1934 bestehenden reformierten Gemeinde als einer zweiten evangelischen Gemeinde. In einem unmittelbar vor Einführung der Reformation um 1525/26 aufgestellten Verzeichnis des Einkommens und des Inventars der Kirchen im Amt Rauschenberg wird dieser Kelch wie folgt beschrieben: „Ein kelch mit blohem bildwerg und ey(ner) patenn daruff.“2)

Ein zweiter Kelch ist aus Silber, wirkt aber dadurch, dass seine Vergoldung durch den langen Gebrauch abgerieben und kaum noch sichtbar ist sowie durch die Oxidation des Silbers fast ein wenig unscheinbar. Dazu ist die Kuppa leicht verformt und einer der Rotuli am Nodus ist geschädigt. Auf den sechs Rotuli des Nodus steht jeweils ein Buchstabe, die das Wort „i h e s u s“ ergeben und auf der Unterseite ist ein späterer Eigentumsvermerk eingeritzt: „Dieser Kelch gehört der Kirchen zum Rauschenberg Anno 1642“. Diese Inschrift bezieht sich aber ganz sicher nicht auf einen Erwerb im Jahre 1642, sondern hat viel eher mit einer sicheren Verwahrung außerhalb Rauschenbergs in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges zu tun und diente als ein Eigentumsnachweis.

Im Fuß sind in regelmäßigen Abständen sechs Löcher angebracht, die nicht zur Gestaltung des Kelchs passen, denn es sind keine Zierlöcher. Dazu kommen zwei weitere übereinander stehende Löcher. Der Kelch ist ganz offensichtlich unvollständig, denn hier fehlt etwas, das einmal in diesen Löchern befestigt war. Diesen Kelch beschreibt das Verzeichnis von 1525/26 so: „Ein kelch mit 6

edelgesteynen und ey(ner) paten daruff.“ 2)  In die Löcher waren Edelsteine eingesetzt, wobei wir nicht wissen, um welche Steine es sich gehandelt haben kann. Es sind aber nicht nur die sechs Edelsteine verloren, sondern auch ein Korpus, eine Darstellung des gekreuzigten Christus, der in den beiden übereinander stehenden Löchern vernietet war.

Bei Georg Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler 3) findet sich noch die Beschreibung „mit Steinen geziert“. 2) Leider lässt sich nicht ermitteln, zu welcher Zeit und auf welche Art und Weise die Steine verschwunden sind. Dieser Kelch ist um 1400 entstanden. Vielleicht gibt es einen Zusammenhang mit Johann II., dem letzten 1450 gestorbenen Grafen von Ziegenhain, oder seiner Witwe Elisabeth Gräfin von Ziegenhain, die bis zu ihrem Tod über Stadt und Amt Rauschenberg als Teil ihres Wittums weiter regierte und 1453 die Rauschenberger Kirche erneuern und erweitern ließ.Der Abendmahlsteller oder Patene besteht aus vergoldetem Silber. Im Rand ist eine Kreuzgravur. Das Kreuz selbst ist ein sogenanntes Tatzenkreuz, aber durch die Darstellung in einer vertieften Kreisfläche ist es als Weihekreuz anzusprechen. Die Entstehungszeit der Patene wird, wie die des zweiten Kelches, auf um 1400 geschätzt. Leider kann man nicht nachweisen, ob sie auch zum spätgotischen Kelch gehört, oder doch eher dem spätromanischen ältesten Kelch zuzuweisen ist. So oder so ist sie ebenfalls im Verzeichnis von 1525/26 genannt: „kelch mit … und einer paten daruff.“ Die Formulierung, dass die Patene auf einen Kelch gehörte, weist darauf hin, dass der gefüllte Kelch in katholischer Zeit vor der Reformation in der Messe auf dem Altar aufgestellt und die Patene, auf der eine größere Hostie lag, darauf gelegt wurde. Beides wurde dann noch mit einem Kelchtuch abgedeckt.

Die Taufschale aus Ernsthausen besteht aus Messing. Die Entstehungszeit der spätgotischen Schale ist um 1500 anzusetzen; in dem Verzeichnis von 1525/26 ist sie leider nicht nachweisbar.

Der äußere Rand ist mit feinen sehr sorgfältig gemachten Ziselierungen geschmückt,

ebenso das kreisrunde innere Bildmotiv in der tellerförmigen Vertiefung. Außen handelt es sich um gotische Bogenmotive, die

durch stilisierte Lilien miteinander verbunden sind. Um das Bildmotiv windet sich ein Lilienband. Beim Ziselieren wird im Gegensatz zum Gravieren nicht in das Metall geschnitten, sondern mit Hammer und feinem Meißel oder Punze eine Vertiefung in das Metall getrieben.

Das innere Bild zeigt als erhabenes Relief den heiligen Christophorus, dargestellt als riesenhafter Mensch, der gestützt auf einen Baumstamm mit Ästen, der ihm als Stecken dient, das Jesuskind über das Wasser trägt. Das Christophorusmotiv hat insofern einen Bezug zur Taufe, als eine Legende besagt, der noch heidnische Christophorus habe das Jesuskind durch immer tieferes Wasser getragen, bis das Wasser über ihm zusammenschlug und sei auf diese Weise von Jesus selbst getauft worden und erst nach der Taufe oder durch die Taufe an das andere sichere Ufer gelangt.

 

Viele Vasa Sacra sind durch den langen Gebrauch über hunderte von Jahren, durch die Reinigung nach dem Gebrauch und andere Umstände in die Jahre gekommen, haben Schrammen, Dellen oder auch kleine Risse, manchmal auch andere, sogar größere Beschädigungen und müssen deshalb irgendwann durch Fachleute gereinigt, repariert und ggf. restauriert werden. Das ist auch bei den in Rauschenberg und Ernsthausen verwendeten Gerätschaften nicht anders und so ist eine ganze Reihe unserer Vasa Sacra, nicht nur die vier hier vorgestellten ältesten Stücke, bei einem Gold- und Silberschmied bzw. einem Zinn- und Messingspezialisten zur Begutachtung und Feststellung der Schäden ausgelagert. Die Fachleute haben inzwischen die Beschädigungen festgestellt und Angebote zu deren Beseitigung dem Pfarramt vorgelegt. Reinigung und Reparatur bzw. Restaurierung können sehr zeitnah erfolgen, so dass die ersten Geräte an Weihnachten, wenn wir hoffentlich wieder Abendmahl feiern können, bereits wieder zurück sind.

Seitens der kirchlichen Denkmalpflege hat die Landeskirche, vertreten durch ihren Kunstreferenten Dr. Pfeiffer, die Übernahme eines nicht unerheblichen Teils der Kosten zugesagt, d.h. die Gemeinde muss den anderen Teil der Kosten aufbringen. Dazu ist die Kirchengemeinde bereit, aber leider nicht ohne Weiteres in der Lage.

Deshalb ist sie auf zweckgebundene Gottesdienstkollekten, aber auch auf Spenden von Gemeindemitgliedern angewiesen, um ihren Teil zu finanzieren.

(Text: Helmut Klingelhöfer)

 

Wenn Sie sich entschließen, die Reinigung und Reparatur der Vasa Sacra mit zu unterstützen, können Sie Ihre Spende gerne unter folgender

IBAN: DE17 5335 0000 0000 0124 67

mit dem Verwendungszweck „Vasa Sacra Rauschenberg-Ernsthausen“

an das Kirchenkreisamt Kirchhain-Marburg überweisen.

                          Spendenbescheinigungen können dann gerne ausgestellt werden.


Der festliche Altar


Die Kirche wurde saniert!

Mai 2016


Alte Grabsteine wurden restauriert und am Eingang zur Kirche aufgestellt.


Innenansicht - Altarraum


Die Kirche benötigt dringend eine Sanierung. Die Außenfassade ist schon erneuert worden, doch der Innenraum  und die Orgel müssen saniert werden.

In verschiedenen Medien wurde über den katastrophalen Zustand der Stadtkirche Rauschenberg berichtet.

Der Förderverein, der sich um den Erhalt der Kirche kümmert ist auf ihre Spenden angewiesen.

Nähere Infos darüber finden Sie hier, im Pfarramt (Tel. 06425/1234) oder bei Gerhard Friedrich (Tel. 06425-6122)